Schreiben jenseits der Schrift

Objekt: Lochkarten
Lochkarten, Ausführungen für das Recheninstitut der Technischen Universität Berlin, Hummel KG, Magstadt.
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig, Fotografie: Michael Setzpfandt

Schreiben jenseits der Schrift

Poesie der Lochkarte

Dieser Apparat arbeitet unfehlbar wie die Mühlen Gottes, aber er schlägt sie glatt in Bezug auf die Geschwindigkeit.

Electric Enineer, 1891, über die Lochkartenmaschinen von Herman Hollerith bei der Volkszählung in den Vereinigten Staaten von Amerika

Im Zeitalter der technischen Medien, die mehr brauchen als Bleistift und Papier, haben viele Aufzeichnungsverfahren nichts mehr mit den traditionellen Verfahren zu tun. Ton-, Daten- und Bildaufzeichnungsverfahren zum Beispiel haben eine Vielzahl unterschiedlicher Informationsträger hervorgebracht. Während eine entwickelte Fotografie auch mit bloßem Auge wahrgenommen werden kann, brauchen die meisten technischen Aufzeichnungsverfahren zusätzlich passende Wiedergabegeräte, sonst sind die Aufzeichnungen verloren. Viele Aufzeichnungen sind aus diesem Grund unwiederbringlich nicht mehr zugänglich. 

Beispiele sind die Lochkarte und die Notenrolle: Die ursprünglich von Herman Hollerith (1860-1929) erfundene Lochkartentechnik fand ihre Standardform in einem Lochkarten-Format mit zwölf Zeilen und achtzig Spalten, so dass mit rechteckigen Löchern bis zu achtzig Zeichen aufgezeichnet werden konnten. Sie waren für mehrere Jahrzehnte ein häufig verwendeter maschinenlesbarer Datenträger. Aufgezeichnete Notenrollen entstanden, indem das Originalspiel eines Pianisten an einem speziellen Aufnahmeflügel festgehalten und nachbearbeitet wurde.