Karikatur zum Verbot der Leipziger Allgemeinen Zeitung
Karikatur zum Verbot der Leipziger Allgemeinen Zeitung
Da die ‚Leipziger Allgemeine Zeitung’, die unter sächsischer Zensur erscheint, wegen ihrer Besprechung der preußischen Angelegenheiten verboten wird, so wird damit zugleich die Hoffnung einer zensurfreien Besprechung unserer innern Angelegenheiten verboten.
Karl Marx, Das Verbot der ‚Leipziger Allgemeine Zeitung’ für den preußischen Staat, Januar 1843
Am Weihnachtstag 1842 sorgte die Veröffentlichung eines Briefes in der Leipziger Allgemeinen Zeitung für Aufregung bei den Lesern. Das Schreiben, verfasst von Georg Herwegh – einem jungen, revolutionären Dichter (und bedeutendem Vertreter) des Vormärz in Deutschland – an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., prangerte in trotzig-provokantem Ton die politischen Verhältnisse im Deutschen Reich und insbesondere den repressiven Umgang mit missliebiger Literatur und Presse in Preußen an. Genau dort, wo die Folgen der Karlsbader Beschlüsse besonders deutlich in Form einer verschärften Zensur spürbar waren. Der König reagierte umgehend. Er verbannte Herwegh noch im Dezember desselben Jahres und ahndete die Publikation des Schreibens mit einem Verbot der Leipziger Allgemeinen Zeitung für ganz Preußen.
Die Karikatur, Anfang 1843 anonym erschienen, zeigt das Martyrium der Zeitung, welche – gleich Prometheus – durch einen riesigen Adler für ihren Frevel bestraft wird. Am Schauplatz der Szenerie, vor dem Verlagshaus F.A. Brockhaus, verfolgen Angehörige verschiedenster Gruppen – darunter Klerus und Militär aber auch Vertreter der literarischen Gemeinschaft – das Geschehen, manche mit gleichmütiger, manche mit fast hämischer Miene. Nur der Verleger Friedrich Brockhaus und sein Redakteur Gustav Julius, welcher sich vor Verzweiflung selbst zu erdolchen versucht, beklagen gemeinsam mit dem weinenden Götterboten Hermes das traurige Schicksal ihrer Zeitung und den Verlust der Pressefreiheit.