Zensur im Ersten Weltkrieg
Zensur im Ersten Weltkrieg
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die formale Pressefreiheit aufgehoben. Die Medienkontrolle ging an 62 verschiedene Zensurstellen beim Militär über, die unabhängig voneinander agierten. Dadurch kam es immer wieder zu sich widersprechenden Auflagen. Generell verboten waren kriegsrelevante Nachrichten wie Truppenbewegungen, Statistiken über Verluste an der Front, aber auch Informationen über besondere Notlagen der Bevölkerung. Überwacht wurden Texte über Friedensbestrebungen und über die Unterdrückung fremder Völker.
In der am 3. Oktober 1912 gegründeten Deutschen Bücherei in Leipzig wurde 1916 eine Militärzensurstelle für die Kontrolle und Genehmigung der Einfuhr von Büchern, Ansichtskarten und sonstigen Druckerzeugnissen in das Gebiet des Oberbefehlshabers der gesamten deutschen Streitkräfte im Osten (kurz Ober Ost) eingerichtet. In dieser Buchprüfungsstelle Ober Ost arbeitete unter anderem der Schriftsteller Victor Klemperer, der über seine Tätigkeit in seinen Erinnerungen berichtet. Hier wurden beispielsweise Listen unbedenklicher Bücher für die Einfuhrstellen in Tilsit, Insterburg, Posen und Wilna zusammengestellt. Die zum Export genehmigte Literatur wurde mit einem Ausfuhrzeichen gekennzeichnet. Die Zensurstelle in der Deutschen Bücherei existierte bis zum 30. September 1918.