Zeichen – Bücher – Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode
Ob Kerbholz, Flugblatt oder Leuchtreklame, ob Grabstein oder Roman, ob Bilderbuch, Zeitung oder SMS: Seit mehr als 5000 Jahren notiert der Mensch seine Mitteilungen, seine Phantasien und sein Wissen über die Welt mithilfe von Zeichen und Schriften. Wurden vor der Erfindung der Schrift Informationen ausschließlich von Mensch zu Mensch weitergegeben, ermöglicht die Schrift das Speichern von Informationen über die Zeiten. Die Medieninnovationen Schrift, Buchdruck und Internet sind Etappen der Menschheitsgeschichte auf dem Weg zur Speicherung des Weltwissens. Das Buch hat in diesem Prozess wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt. Seit dem 19. Jahrhundert erzeugen neue Vervielfältigungs- und Übertragungstechniken ein sprunghaft wachsendes Universum des Wissens. Die Kommunikationsplattformen des Internet schließlich bündeln vertraute Medien, schaffen immer dichtere Vernetzung, verändern die Arbeits- und Lebensbedingungen radikal und schaffen ihre eigene Wirklichkeit.
Die virtuelle Ausstellung Zeichen – Bücher – Netze. Von der Keilschrift zum Binärcode spannt einen zeitlichen Bogen von der Frühgeschichte bis heute und erzählt Kulturgeschichte aus dem Blickwinkel von Schrift und Buch bis zur digitalen Netzwelt. Chronologisches Rückgrat der Ausstellung sind Medieninnovationen und deren geistesgeschichtliche Einbettung, Querschnittsthemen wie Zensur oder Lesewelten werden epochenübergreifend vorgestellt und machen so Kontinuitäten und Brüche der Mediengeschichte nachvollziehbar.
In dem vernetzten Angebot kann sich der Besucher seinen Interessen gemäß durch die Geschichte der Medien bewegen, Querverweisen nachgehen und historische Quellen erkunden. Im Zentrum stehen elf Themenmodule, die jeweils ausgewählte Akteure der Mediengeschichte vorstellen. Anhand von pointiert erzählten Objektgeschichten können die Online-Besucher verschiedenen Themenpfaden folgen.
Neben dem thematischen Einstieg in die Mediengeschichte bietet die virtuelle Ausstellung mit dem Zeitstrahl eine zweite Einstiegsebene an: Ereignis-Icons mit knappen Erläuterungen ermöglichen eine medienhistorische Einordnung der einzelnen Geschichten. Hinterlegt ist die virtuelle Ausstellung mit einem Glossar, dessen Einträge über tausend Begriffserläuterungen in der Kürze von Twitter-Nachrichten bieten. Schließlich garantiert ein digitales Besucherbuch, dass der Besucher unkompliziert mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen und aktiv ins Ausstellungsgeschehen einbezogen werden kann.
Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek
Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buchwissenschaftlicher und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Es ist sowohl Arbeitsstätte der Schrift-, Buch-, Medien- und Papiergeschichtsforschung als auch ein Ort der Entdeckung und Erkundung mit Ausstellungen und museumspädagogischen Programmen.
1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet, ist es das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur. Der Standort Leipzig war für die Ansiedlung eines Buchmuseums am Ende des 19. Jahrhunderts kein Zufall. Leipzig hatte durch seine herausragenden Leistungen und Innovationen auf dem Gebiet der Buch- und Druckkunst – wie der Herausgabe der ersten Tageszeitung der Welt (1650), der Entwicklung des beweglichen Notensatzes und der jahrhundertealten Tradition der Leipziger Buchmesse – ein unverwechselbares historisches Profil als Buchstadt
Den Grundstock für den umfangreichen Buchbestand des Museums legte der sächsische Staat 1886 mit dem Ankauf der 3.000 historische Drucke umfassenden Sammlung des Dresdner Schneiders, Verlegers und Büchersammlers Heinrich Klemm. Schwere Verluste erlitten Museum und Sammlung im Zweiten Weltkrieg: Das Deutsche Buchgewerbehaus – seit 1939 Sitz des Museums – wurde im Dezember 1943 in Schutt und Asche gelegt. Die wertvollsten, damals ausgelagerten Stücke der Klemm-Sammlung – Handschriften, Inkunabeln, darunter eine 42-zeilige Gutenbergbibel und eine wertvolle Bucheinband- und Zeugdrucksammlung – beschlagnahmte die sowjetische Besatzungsmacht im September 1945. Sie liegen seitdem in der Russischen Staatsbibliothek in Moskau. Nach kriegsbedingtem Verlust seiner Wirkungsstätte sicherte die Integration des Museums in die Deutsche Bücherei in Leipzig sein Fortbestehen. Mit dem Einigungsvertrag wurde das Museum 1990 eine Abteilung der Deutschen Nationalbibliothek.