Das Buch ist nicht nur Informationsspeicher, sondern eine komplexe Erscheinung. Ob als Massenprodukt, bibliophile Kostbarkeit oder als Werk eines Künstlers, es verlangt Gestaltung – ähnlich wie ein Bauwerk. Technologien vom Bleisatz bis zur Digitalisierung prägten die Buchästhetik ebenso nachhaltig wie Zeitgeist und Moden, wie gestalterische Kreativität, Verlagsprofile oder kommerzielle Interessen.
Die industrielle Massenbuchherstellung rief zum Ende des 19. Jahrhunderts künstlerische Gegentendenzen hervor. Angeregt von der Reformbewegung „Arts and Crafts Movement“ in England entwickelten sich in Europa und Amerika Initiativen zur Erneuerung der Buchkunst. Dem Buchinhalt eine angemessene äußere Form zu geben, war das Ziel der Reformen. Privatpressen, Literatur- und Kunstzeitschriften sowie Buchkunstverlage waren Träger und Motoren der Bewegung. Kunstströmungen vom Jugendstil bis zum Futurismus bestimmten das ästhetische Bild des Buches. Qualitäts- und sachgerechter Einsatz von Schrift und Typografie, von Illustration und Einband galten als Leitlinien, die in der Buchgestaltung bis heute gültig sind.