Hand­schriften­kultur

In der Spätantike verlagerte sich das Schrift- und Bildungswesen von der Elite des römischen Reiches in die Einrichtungen der Kirche. Klöster und Bischofssitze entwickelten sich mit ihren Skriptorien und Bibliotheken zu Zentren des Schreibens und Wissens. Religiöse Texte und Schriften für die liturgische Handlung bildeten den Kernbestand der geistigen Kultur in Byzanz und im Abendland. Das Abschreiben von Texten, deren Übersetzung, Kommentierung und kunstvolle Gestaltung galten als heilige Handlung. Der Pergamentcodex – ausgestattet mit Buchmalerei und festem Bucheinband – wird im 4. Jahrhundert zur Standardform des mittelalterlichen Buches.

Die Gründung von Universitäten, die Blüte höfischer Kultur und der Aufschwung von Handel und städtischer Verwaltung stellten seit dem 12. Jahrhundert neue Anforderungen an das Schreib- und Buchwesen. Texte zur Alltagsbewältigung und zur Pflege schöner Künste sowie volkstümliche Literatur veränderten den Charakter der Handschriftenkultur. Handwerker und Künstler organisierten sich in Buchwerkstätten und übernahmen die Textvervielfältigung im Auftrag von Adel, Geistlichkeit und aufkommendem Bürgertum. Schreibmeister, Laien und Ordensbrüder arbeiten für den freien Handel. Jedoch hatte ein großer Teil der Bevölkerung kaum Teilhabe am lateinischen Wissensgut.