Lese­welten

Lesen ist eine grundlegende Kulturtechnik des Menschen. Wem sich die Welt der Buchstaben und Zeichen nicht erschließt, der bleibt gerade in der heutigen Welt weitgehend orientierungslos. Lesen unterliegt historischen Wandlungen und sozialen Faktoren, und ist je nach Medium, Schriftform, Fähigkeiten des Lesers, Zweck und Umständen der Lektüre ganz unterschiedlich ausgeprägt. Lesen dient der Unterhaltung und Aneignung von Wissen, der Flucht aus dem Alltag und der Information, dem Trost und der religiösen Andacht, der Welterklärung und Geselligkeit. Lesen geht oft mit mündlichen Kommunikationsprozessen wie Vorlesen, Erzählen und Singen einher. Die Lektüre von Bildern und Symbolen spielt von den Anfängen bis heute eine große Rolle.

Jeder Leser hat seine Gründe, sich einer Lektüre zuzuwenden. Sucht der Gläubige durch Lesen in das Geheimnis des Glaubens vorzudringen, so arbeitet sich der Gelehrte kommentierend und streichend an einem Text ab. Hofft der Ratsuchende auf ein Buch, das das Leben bewältigen hilft, so will ein anderer Informationen, Ablenkung und Unterhaltung durch immer neue Lektüren. Nicht nur die Bücher haben sich in Form und Inhalt diesen Bedürfnissen angepasst. Auch der Leser selbst wandelt sich. Ob still versunken, kritisch arbeitend, laut memorierend oder vorlesend und diskutierend – er sucht die passenden Leseorte dafür.