Die Erfindung des Buchdrucks ermöglichte die massenhafte Verbreitung von Informationen. Dadurch wuchs auch das Bedürfnis nach Kontrolle über das Gedruckte. Die Reformation wäre ohne den Buchdruck kaum denkbar. Sie nutzte die Druckerpresse für die Vervielfältigung von Flugblättern und verlieh der Zensur eine neue Dimension. Die Zensurlisten der katholischen Kirche – der von 1559 bis 1948 erschienene „Index“ – waren der umfassendste Versuch, den Buchmarkt zu kontrollieren.
Ob Verleger bestraft, Bücher verbrannt oder Autoren ermordet wurden – der lange Arm der Zensur griff in alle Bereiche der Literaturproduktion ein. Mit Tarnschriften und Untergrundliteratur versuchten Autoren, den Fangnetzen der Zensur zu entgehen. „Eine Zensur findet nicht statt“ – so ist es im deutschen Grundgesetz verankert, doch in weiten Teilen der Welt zählt die Zensur immer noch zum Alltag. Die digitalen Netzwelten erfordern ein neues Nachdenken über Zensur.