Felix Bressart: Fragenliste an seinen Agenten Paul Kohner (9. Januar 1940)
Felix Bressart: Fragenliste an seinen Agenten Paul Kohner (9. Januar 1940)
Wunderliche Schicksalsfügung: als Darsteller der Bestialität, deren Opfer man geworden ist, zur Geltung zu kommen, vielleicht zu Star-Ehren.
Alfred Polgar, Leben am Pacific, Aufbau, 4. September 1942
Der Schauspieler Felix Bressart, seit 1938 in den USA und Klient der Paul Kohner Agency, hatte eigentlich das große Los gezogen: Ein Sechs-Jahres-Vertrag bei Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) lag zur Unterzeichnung bereit. Er würde in Hollywood in seinem Beruf arbeiten können und genug Geld zum Leben verdienen – nicht selbstverständlich für einen Emigranten aus Deutschland. Viele seiner Kollegen waren auf Unterstützung beispielsweise durch den European Film Fund angewiesen. Doch ganz offenbar bereitete ihm diese Verpflichtung Sorgen.
Die Fragen, die er seinem Agenten auflistete, zeigen seine Befürchtungen, die sich zum einen um seine künstlerische Freiheit, zum anderen um sehr private Belange in der konkreten weltpolitischen Situation drehen: Ob er aus eigener Entscheidung in seiner drehfreien Zeit für andere Studios arbeiten, oder andersherum: ungefragt von MGM an andere Studios verliehen werden könne? Ob im Krankheitsfalle weiter gezahlt würde? Ob man ihn nötigen könne, nach England oder in ein anderes kriegsführendes Land in Europa zu einem Dreh zu reisen? Und schließlich: Ob man ihn zwingen könne, in einem Anti-Nazi-Film mitzuspielen, solange Angehörige in Deutschland sind? Die Antworten Kohners sind kurz und ernüchternd. Der Vertrag mit MGM bietet wenig Spielraum, auch der Auftritt in einem Anti-Nazi-Film ist möglich. Bressart unterzeichnet – und spielt in Lubitschs Komödie To Be Or Not To Be (dt. Sein oder Nichtsein) 1942 eine seiner erfolgreichsten Rollen als polnischer Schauspieler Greenberg.