Titelblatt von Uwe Johnsons Mutmassungen über Jakob mit dem Pseudonym Joachim Catt
Titelblatt von Uwe Johnsons Mutmassungen über Jakob mit dem Pseudonym Joachim Catt
Meine Freunde hatten mich davon überzeugt, daß ein Pseudonym nicht wirken würde, nicht auf die Dauer haltbar wäre.
Uwe Johnson im Gespräch mit Leslie A. Wilson, 10. April 1982
Für seinen ersten Roman Ingrid Babendererde hatte Uwe Johnson in der DDR keinen Verlag finden können. Auf Vermittlung seines Professors Hans Mayer schickte er das Manuskript 1957 an Peter Suhrkamp nach Frankfurt am Main. Doch auch der wollte das Buch nicht verlegen. Er ermutigte Johnson aber, weiter zu schreiben und ihm sein nächstes Projekt zu schicken.
So wandte sich der junge Autor mit Mutmassungen über Jakob Anfang 1959 erneut an Suhrkamp. Bei Vertragsabschluss einigte man sich darauf, den Roman unter Pseudonym erscheinen zu lassen, um Ärger für Johnson zu vermeiden. Die ersten Druckfahnen weisen daher „Joachim Catt“ als Autor aus. Doch dann entschied sich Johnson um – mit weitreichenden Folgen: „Meine Freunde hatten mich davon überzeugt, daß ein Pseudonym nicht wirken würde, nicht auf die Dauer haltbar wäre. Denn, wäre es nach mir gegangen, ich wäre ganz gern in der DDR geblieben, die mir damals erschien als ein Land, in dem sich etwas verändern wird. Aber meine Freunde meinten, wenn der Staatssicherheitsdienst mindesten so tüchtig ist, wie ich ihn in dem Buch ‚Mutmassungen‘ dargestellt habe, dann hat er mich nach ein paar Monaten, und so bin ich an dem Tag, an dem in einer westdeutschen Druckerei ein Name auf die Titelseite eingefügt werden mußte, an diesem Tag (10. Juli 1959) bin ich in Westberlin aus der S-Bahn gestiegen.“
Der Name Joachim Catt taucht in Johnsons Werk in geringfügiger Abwandlung noch einmal auf: In Skizze eines Verunglückten (1982) heißt die Hauptfigur Dr. Joachim de Catt und ist ein mecklenburgischer Dichter, der das Pseudonym Joe Hinterhand benutzt.