Wilhelm Speyer: Die Stunde des Tigers (Jugendroman, 1939)

Buchumschlag: Wilhelm Speyer, Die Stunde des Tigers
Wilhelm Speyer: Deutsche Erstausgabe des Jugendromans Die Stunde des Tigers, Querido Verlag. Buchgestaltung durch das Werbebüro „co-op 2“ (Paul Guermonprez (1908–1944) und Hajo Rose (1910–1989)), Amsterdam, 1939
Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB 57/76. © VG Bild-Kunst, Bonn (für Hajo Rose)

Wilhelm Speyer: Die Stunde des Tigers (Jugendroman, 1939)

Wilhelm Speyers Jugendroman Die Stunde des Tigers erschien zunächst im Sommer 1938 als Vorabdruck in der Neuen Zürcher Zeitung. Mit Hilfe eines Stipendiums der American Guild for German Cultural Freedom war es dem Schriftsteller gelungen, das 1935 begonnene Werk fertigzustellen. Die hier gezeigte Buchausgabe kam 1939 im Amsterdamer Querido Verlag heraus. Sie war nur wenige Monate auf dem Markt, bevor die Arbeit des Verlags im Mai 1940 durch die deutschen Besatzer gewaltsam beendet wurde.

Im Zentrum des Romans stehen die Freunde Camillo und Yü, die Teil einer internationalen Pfadfindergruppe in der Schweiz sind. Über eine Uhr, die Camillos Vater gehört und die jener Yü schenkt, geraten die Freunde in Streit. Yü kann sich jedoch Camillo gegenüber nicht erklären, da er dessen Vater ein Versprechen gegeben hat. Dieses Versprechen bringt ihn schließlich in große Gefahr.

Der Literaturwissenschaftler Dirk Krüger schreibt über die Person des Chinesen Yü, dieser stelle „sein Wissen und seine Fähigkeiten für die Entwicklung anderer zur Verfügung. Es geht nicht um Assimilation, um die Preisgabe der eigenen Identität, um Unterwerfung, sondern darum, als gleichberechtigter, anerkannter Partner akzeptiert zu werden, in einem solchen Verhältnis leben und sich entwickeln zu können“ (zit. n. Karrenbrock/ Fähnders (Hg.), Wilhelm Speyer, 2009) Auf diese Weise gelingt es Speyer, mit einer Geschichte, die vordergründig als Abenteuerroman gelesen werden kann, die Situation des Exils als eine Erfahrung zu zeigen, die Handlungsmöglichkeiten aufweist und bei aller Schwierigkeit auch produktiv gewendet werden kann.

Weiterführende Literatur:
Krüger, Dirk: Wilhelm Speyer im Exil: „Die Stunde des Tigers“, in: Karrenbrock, Helga/Fähnders, Walter (Hg.): Wilhelm Speyer (1887–1952). Zehn Beiträge zu seiner Wiederentdeckung, Bielefeld: Aisthesis, 2009, S. 175–190