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Prag Hotel Julis Wenzelsplatz

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18. Juli 37

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Verehrter lieber Herr Dr. Neumeyer

Das Ende unseres schönen Planes hat mir herzlich leid getan, natürlich habe ich deshalb nicht die Hoffnung aufgegeben doch nach Amerika zu kommen und Sie in Californien zu besuchen. Ich werde auch, sobald ich wieder schöne Zeichnungen oder Aquarelle habe, (ich hoffe im Herbst noch) mir erlauben, der Frau Präsidentin ein Geschenk für Ihre Schule damit zu machen. Ich weiß nicht, ob es angezeigt ist, ihr dies brieflich jetzt zu versprechen oder ihr zu schreiben, sobald ich die Zeichnungen oder Aquarelle auch gleich mitschicken kann, ich glaube, die letztere Möglichkeit wäre wirksamer? Ich muss weg aus Europa und zwar noch heuer. Es geht einfach nicht mehr, die beständige Kriegsrüstung führt zu einer beständigen Kriegsgefahr. Die echten Sammler sterben aus, weil es keine Besinnlichkeit unter solchen Umständen geben kann.

Sie fragen was mit dem Masarykbild zu geschehen habe? Mir wäre es am liebsten, es dem Museum in S. Francisko [!] oder Herrn Sternberg [darüber geschrieben: Stroheim? (er hat die Marlene Dietrich Filme regissiert!)] in Hollwood (dem Regisseur), der von mir schon einige Bilder besitzt und nach einem importanten suchen soll, angeblich, anzutragen.

Es sollte ein möglichst guter Preis erzielt werden, dessen Höhe ich ganz von Ihrem Ermessen der Situation abhängig machen möchte, falls Sie die noch, nach dem traurigen Ergebnis Ihrer Bemühungen um mich, so viel Interesse aufzubringen imstande sind. Es [ausgebessert: liegt] mir, verehrter Herr Dr. Neumeyer, sehr am Herzen, diese Summe, ungewisser Höhe, für ein Fräulein Edith Sachsel, wohnhaft Prag-Karlin 8 Podebradova Č.S.R. [eingefügt: dort] zur Verfügung zu halten, sobald ein Ankauf zustande kommt. Ich würde Ihnen im positiven Falle plein pouvoir geben, was den Preis des Bildes betrifft. Die junge Dame will auch nach Amerika gehen und hat seit Jahren sich als so unentbehrlich gezeigt, daß ich allein dort, ohne sie, wahrscheinlich sehr bald, ohne Energie, stranden würde. Um ihr ein Affidavit zu verschaffen in Prag, braucht sie aber einen Nachweis über ein Dollarguthaben in den Staaten, welche Bedingung zu erfüllen die hiesigen Devisenvorschriften nicht erlauben. Darf ich Sie aber bitten, die genannte Dame als Besitzerin des Bildes zu betrachten und darf ich mit Ihrem Interesse rechnen, einen Verkauf zu ermöglichen? Soll ich der Frau Präsidentin gleich schreiben oder erst zusammen mit dem Geschenk? Bitte wollen Sie auch noch bei Ihrer Frau Gemahlin mich empfehlen und Herrn [ab hier nun links am Rand quer zum bisherigen Text weitergeschrieben] Feininger meine [eingefügt: besten] Grüße ausrichten. Ihnen selber lieber, lieber Herr Dr. Neumeyer will ich erst zu danken versuchen, bis ich drüben bin.

Vorläufig in Liebe Ihr OK